Aktuelle Forschungsprojekte

Forschungsinstitut für gesellschaftlichen Zusammenhalt

Konstanzer Forschungsstandort: Kulturelle Dynamiken der Gegenwartsgesellschaft

Seit mehreren Jahren sind in Deutschland Phänomene gesellschaftlichen Auseinanderdriftens zu beobachten. In Teilen der Bevölkerung äußert sich Unzufriedenheit, dass ihre Interessen nicht mehr adäquat repräsentiert seien, oder die Angst, in einer sei es globalisierten oder digitalisierten Gesellschaft abgehängt zu werden. Zentrifugale Kräfte zeigen sich gerade auch im Zuspruch, den populistische Politiker und Parteien erfahren, oder in öffentlichen demokratiekritischen Aktionen und Kundgebungen aus extremen politischen Lagern, denen sich immer öfter auch Bürger/innen anschließen.

Diese aktuellen Debatten sind ein Grund dafür, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein dezentral organisiertes Forschungsinstitut für gesellschaftlichen Zusammenhalt (IfGZ) gründet, das eine grundlagenorientierte Forschungsagenda mit anwendungsorientierten Ansätzen verbindet. Zusammen mit zehn weiteren Einrichtungen bekam die Konstanzer ForschungsinitiativeKulturelle Dynamiken der Gegenwartsgesellschaft. Konnektivität, Polarisierung und soziale Schließung“ im September 2018 den Zuschlag für die zunächst einjährige Gründungsphase. Bei erfolgreicher Begutachtung des gemeinsam zu erarbeitenden Gesamtkonzepts wird voraussichtlich Anfang 2020 die Hauptforschungsphase beginnen, die das BMBF vorerst über vier Jahre trägt. Weitere Informationen finden Sie hier.

Dreijähriges Forschungsnetzwerk "Schulden machen. Praxeologie der öffentlichen Finanzen im 20. Jahrhundert"

Das von Prof. Dr. Laura Rischbieter (Universität Konstanz) und Dr. Stefanie Middendorf (Universität Halle-Wittenberg) gemeinsam geleitete Netzwerk widmet sich in historischer Perspektive der Praxis der Verschuldung für die sich wandelnden Grenzen zwischen „Staat“ und „Markt“. Indem nach konkreten Verfahrensweisen, situativen Entscheidungen und den Akteursbeziehungen gefragt wird, stehen im Zentrum der gemeinsamen Forschung vor allem informelle Verhaltensweisen, die Materialität von Praktiken und die Eigenlogik praxisbezogener Wissensbestände.

Die Frage was „Verschuldung“ jeweils bedeutete und welche Folgen Schuldenmanagement zu unterschiedlichen Zeitpunkten seit dem späten 19. Jahrhundert hatte, bringt das Netzwerk so in eine reflektierte Beziehung zu Entscheidungssituationen. Damit erweitert es die bisherige, oft deterministisch geführte Forschungsdebatte um Erkenntnisse zu historisch spezifischen Zusammenhängen zwischen finanzwirtschaftlichem Handeln, institutionellen Strukturen, sozialem Wissen und ökonomischen Effekten. Weitere Informationen zum Netzwerk finden Sie auf der Homepage des Netzwerks.

Fördereinrichtung:

DFG


The Janus Head of Capitalism. Sovereign Debt as a Norm and Point of Crisis after 1945

Laura Rischbieter's current research project, entitled The Janus head of capitalism. Sovereign debt as a norm and point of crisis after 1945, focuses on economic crises triggered by illiquidity of states. However, the objects of inquiry are first the expectations and concepts on which the contemporaries tried to reorganize the global economy, secondly the conflicts around their normative and power-political arrangement and thirdly the attempts of the international financial players to handle the economic consequences. Thus, sovereign debt and individual debt crises will not merely be analyzed as the result of macroeconomic constraints or exceptional social and economic events, but will be conceptualized as a history of economic thoughts, political decisions, power relations, and social repercussions.

DFG Forschungsprojekt (Förderlaufzeit 2016-2021) im Rahmen des Schwerpunktprogramms «Erfahrung und Erwartung. Historische Grundlagen ökonomischen Handelns»

Limited by Myopia? Economic Uncertainty and the International Regulation of Sovereign Debt in Times of Crisis (1970-1997)

Financial crises, like all crises, produce situations that demand forward-looking decisions. The September 2008 decision to let Lehman Brothers fail, for example, is now widely seen as the start of an international crisis of trust in the financial industry. From today’s perspective this political decision of the regulators may seem shortsighted. Those responsible (apparently) expect a very different outcome, but their analysis and decisions were limited by myopia. On what basis did the regulators form the expectations that led to their decision?

This project investigates how assumptions about uncertain economic situations develop, shape expectations about the future, and influence decisions. Taking the case of international financial organizations (IFOs) it will investigate their approaches to crises of sovereign debt. Between the end of Bretton Woods (1971-73) and the Asian crisis of 1997-1998 there were 58 instances of default. As lender of last resort (IMF and the Bank for International Settlements), and agent of debt restructuring (Paris Club), de facto setter of standards (Clubs and Think Tanks), IFOs have played critical roles in such crises. Taking the perspective of international finance organizations and their approaches to sovereign debt crises the project design not only allows individual decisions to be analyzed as historically contingent cases but also permits an investigation of the ways in which the expectations of the actors involved in financial crises changed over time.

Economic sociology, hermeneutics and the sociology of knowledge will provide theoretical approaches for understanding the relationship between expectation formation, crises, and social learning. Case studies of foreign debt crises will be used to demonstrate and explain long-term developments but also breaches in expectation formation.

Fördereinrichtung:

DFG

Projektlaufzeit:

2016-2021

Projektmitarbeiter:

Ricardo Neuner