Lehrveranstaltungen

WS 2017/18

Heritage Marketing II. Lichtkunst für das Konziljubiläum 2018

Instrumente der Erleuchtung. Eine politische Geschichte des Lichts

Geschichtsserien. Von frei erfundener Geschichte

Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft

Sommersemester 2017

Proseminar: The Space Age. Eine Medien- und Imaginationsgeschichte der zivilen Raumfahrt

Die Entstehung und die Organisation der zivilen, u.s.-amerikanischen und sowjetischen Raumfahrtprogramme in der Nachkriegszeit sind eingebettet in die komplexen, geopolitischen Prozesse der Blockbildungen des kalten Krieges. Als spektakulärer und propagandistisch umkämpfter Schauplatz wird „the Space Race“ schon vor dem sogenannten „Sputnik-Shock“ im Oktober 1957 zum Demonstrationsfeld technologischer, soziokultureller und ideologischer Überlegenheit zwischen den unterschiedlichen politischen Systementwürfen. Der ausgerufene Wettlauf ins All mit seinem vorläufigen Kulminationspunkt der Mondlandung von Apollo 11 am 21. Juli 1969 geht dabei mit der Entstehung und Verbreitung fantastischer Bild- und Vorstellungswelten an der Grenze zwischen Science & Fiction einher, die über unterschiedliche Medien vermittelt werden und für das Selbstverständnis, die Identitätsentwürfe und Rollenmodelle einer Generation prägend werden konnten – nachzulesen etwa in „Rocket Boys“, dem autobiographischen Roman und Bestseller des ehemaligen NASA-Ingenieurs Homer Hickham. Das Proseminar wird sich zunächst mit den politischen, wirtschaftlichen und technologischen Voraussetzungen der Geschichte der zivilen Raumfahrt beschäftigen, um von dieser Grundlage aus zu fragen, wie staatliche und öffentliche Förderprogramme, private Unternehmen, Presse, Fernsehen, Film, aber auch populärwissenschaftliche und Science Fiction-Literatur gleichermaßen an der Popularisierung und Durchsetzung kosmischer Expansionsideen gearbeitet haben. (Foto: ©Bits and Splits, fotolia.de)

Kurs: Mediengeschichte der frühen Bundesrepublik

Zu den Gründungsgeschichten der Bundesrepublik gehört die Etablierung einer durch die alliierten Westmächte lizensierten und beförderten freien Presse und die Entstehung des föderalen, öffentlich-rechtlichen Rundfunks nach dem Modell der englischen BBC. Mit der Durchsetzung der Demoskopie und der Konsumforschung etablierte sich zusätzlich zur sog. vierten Gewalt der öffentlichen Meinung eine Form der Selbstbeobachtung der Gesellschaft, die sich seit den 50er Jahren in zunehmenden Maße in Hinblick auf die Entfaltung einer neuen Massenkonsumkultur beschrieb. Zu deren zentralen Symbolen avancierten schließlich das Automobil und der Fernseher, der mit der Entstehung des Werbefernsehens die Glücksversprechen der expandierenden Konsumgüterindustrie frei ins Haus lieferte.

Deutsche Heimatfilmidylle und fröhlich-biedere Harmlosigkeit von Spiel- und Quizshows komplettieren das Bild einer Zeit, die man mit der „Verhäuslichung des Alltagslebens“ und der „Technisierung der Privatssphäre“ (Knut Hickethier) als Wirtschaftswunder stilisiert und mythologisiert hat. Die tiefgreifende „Modernisierung im Wiederaufbau“ (Axel Schildt) der 50er und 60er Jahre im Zeichen von Währungsreform, sozialer Marktwirtschaft und Vollbeschäftigung entsprach demnach eine „mediale Mobilmachung“ (Harro Segeberg), die mit der  Veränderung von Lebens- und Konsumgewohnheiten und Verhaltensweisen einherging.

Der Kurs wird zentrale Elemente dieser medialen Mobilmachung behandeln. Insbesondere wird es darum gehen, zu fragen, wie und an welcher Stelle politisch-ökonomische Ordnungsvorstellungen in der Gründungs- und Aufbauzeit der Bundesrepublik und die Medienkultur der 50er Jahre und 60er Jahren in einander greifen und welche Auswirkungen sich bei der Etablierung dieser neuen Medienverhältnisse im Spannungsfeld zwischen Demokratisierung und Massenkonsum auf das Selbstverständnis der bundesrepublikanischen Gesellschaft und der von ihr beförderten Verhaltens- und Rollenmodelle beobachten lassen.

Praxiskurs: Heritage Marketing

Die Vermarktung ausgesuchter Aspekte der eigenen Geschichte spielt im Rahmen von image oder corporate branding-Prozessen nicht nur für Unternehmen der klassischen Konsumgüterindustrie eine zentrale Rolle, auch Stadtmarketing, Tourismus- und Freizeitindustrien, öffentliche Einrichtungen und non-profit-Organisationen nutzen Geschichte und ‚Tradition’ als elementaren Bestandteil ihrer Marketingstrategien. Im Kurs werden wir uns in einem ersten Teil zunächst mit den Grundlagen, den operativen Anwendungsfeldern und Besonderheiten des 'Heritage' bzw. 'History Marketing' beschäftigen, ausgesuchte Beispiele diskutieren und in kleineren, begleitenden Übungen einzelne Parameter bei der Entwicklung einer History-Marketingstrategie vertiefen.

Im praxisorientierten zweiten Teil werden wir dann ein eigenes Projekt im Rahmen des 600jährigen Konziljubiläums konzipieren und umsetzen. Begleitet werden wir dabei von Ruth Bader, die uns als Geschäftsführerin der „Konzilstadt Konstanz“ einen Überblick in die konkrete Arbeit bei der Entwicklung und Vermarktung des Konziljubiläums geben wird und uns bei der Planung und Umsetzung eines spannenden eigenen Beitrages unterstützt. Der Kurs will damit Studierenden der Geschichte, aber auch anderer geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlicher Fächer einen ersten, anwendungsorientierten Einblick in ein mögliches Berufsfeld ermöglichen.

Wintersemester 2016/17

Kurs: Vom Kuriositätenkabinett zum virtuellen Museum. Geschichte und Theorie der Ausstellungspraxis

Ausstellungen in Museen gehören zum klassischen Arbeits- und Betätigungsfeld von Historikern und anderen Geistes- und Kulturwissenschaftlern, ob nun als Kurator, als Mitarbeiter oder als Lehrer im Rahmen pädagogischer Vermittlungsangebote und Exkursionen in den Schulen. Der Kurs versteht sich als Einführung in die Geschichte der Ausstellungspraxis in Museen und diskutiert zentrale Paradigmen ihrer gesellschaftlichen Funktionsbestimmung. Anhand ausgesuchter Texte und Beispiele wollen wir vor allem fragen, wie die Darstellung von historischen Inhalten, die Ausstellungssettings und die Medien der Präsentation von Dingen und Sachverhalten ineinandergreifen. Die Paradigmenwechsel musealer Präsentation seit dem 18. Jahrhundert werden dabei vor dem Hintergrund gesamtgesellschaftlicher Veränderungen und medienhistorischer Einschnitte in den Blick genommen.

Proseminar: Mediengeschichte der frühen Neuzeit

Die umfassende Digitalisierung immer weiterer Lebensbereiche in den letzten Jahrzehnten, der mit ihr einhergehende gesellschaftliche Wandel und die Entstehung neuer kultureller Praktiken haben auch den Blick auf die frühe Neuzeit als eine medienhistorische Transformationsepoche geschärft. Die Reformation, die Entstehung einer massenmedial vermittelten Öffentlichkeit oder das Papiergeld sind ebenso wenig ohne den Buchdruck denkbar, wie die Entdeckung des unendlichen Raumes ohne das Teleskop oder die kolonialen und merkantilen Expansionsbestrebungen europäischer Mächte ohne taugliche (See-)Karten. Im Proseminar werden wir uns zunächst mit unterschiedlichen medientheoretischen Konzepten befassen. Anhand exemplarischer Konstellationen werden wir dann untersuchen, wie Medien und strukturelle gesellschaftliche Wandlungsprozesse in der frühen Neuzeit interagiert haben.

Kurs: Die Schrecken des Eises. Geschichte der Nordpolexpeditionen

Der Nordpol: ein eisbedeckter, geographischer Nullpunkt, eine mathematische Abstraktion, die im 19. Jahrhundert zum festen Bestandteil des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Imaginären wird. Während mit der Ausbreitung von Eisbärenfellen vor dem Kamin und anderer polarer Requisiten das ewige Eis zur Staffage großbürgerlicher Haushalte wird, wird das Polarmeer für Schiffe und Mannschaft der Royal Navy wie die HMS Erebus und HMS Terror bei der berühmten Expedition von Admiral John Franklin im Jahre 1845 zum Grab. Geschichten von unerträglichen Entbehrungen und Kannibalismus, wirtschaftliche Interessen und patriotischer Nationalismus, neue literarisch-mediale Formen und männlich codierter Heroismus arbeiten gleichermaßen an der Entstehung der modernen ‚Polarmanie’, die in jüngerer Zeit durch die Spekulation auf die Erdgas- und Erdölfelder unter der schmelzenden Polkappe noch einmal befeuert wird. Der Kurs wird sich anhand ausgesuchter Expeditionsunternehmungen und Quellenlektüren mit dem Wettlauf zum Nordpol und seinen politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, aber auch medialen Rahmenbedingungen und Folgen beschäftigen.

Kurs: We step out of our solar System into the Universe. 40 Jahre Voyager-Mission

Mit rund 20. Milliarden Kilometern Entfernung ist die Voyager 1 – Sonde das am weitesten von unserem Planeten entfernte und von Menschen gemachte Artefakt, ein einsames technisches Objekt aus der Zeit des kalten Krieges, das durch die Gravitationskraft der Planeten, die die Sonde seit ihrem Start am 5. September 1977 passiert hat, auf rund 60.000 Km in der Stunde beschleunigt worden ist. Seit rund vier Jahren hat Voyager 1 die Heliopause verlassen hat, jene magische Grenze, an der der Teilchenstrom des Sonnenwindes im leeren Raum verebbt und der interstellare Raum beginnt. Berühmt geworden ist die Voyager Mission nicht nur wegen der spektakulären Bilder und Daten, die die Vorstellungen über den Umfang und die Beschaffenheit unseres Sonnensystems und unserer Nachbarplaneten geprägt haben. Vor allem auch die an der Raumkapsel befestigte vergoldete Aluminiumplatte (‚the Golden Record’) mit Bildern, Musik und den gesammelten Botschaften der Erdbewohner an potentielle, außerirdische Zivilisationen hat Eingang in das populärkulturelle Imaginarium der Science Fiction-Filme gefunden. Der Kurs wird sich anhand der Voyagermission mit der politischen und wissenschaftshistorischen Dimension des sog. Raketen- und Raumfahrtzeitalters und seiner populärkulturellen Verarbeitung beschäftigen. Insbesondere werden wir den anthropologischen und gesellschaftlichen Konstruktionscharakter der Repräsentation der Menschheit in den Blick nehmen und nach den kommunikations- und kulturtheoretischen Vorannahmen fragen, die der Vorstellung außerirdischen Lebens zugrunde liegen.