Dissertationsprojekt

Musikalischer Transit im 19. Jahrhundert. Musikerinnen und Musiker zwischen Kuba und Europa

Das Promotionsprojekt untersucht am Beispiel von Musiker*innen aus Kuba, welchen Anteil außereuropäische Akteur*innen zwischen 1830 und 1920 an der Verbreitung europäischer Kunstmusik hatten. Die Musiker*innen werden als ‚musical broker‘ begriffen, die zwischen verschiedenen Musikleben im atlantischen Raum vermittelten und dabei nicht nur von musikalischen, sondern auch von sozialen und politischen Umständen geleitet wurden. Die Arbeit setzt sich damit bewusst von den bisherigen Untersuchungen ab, die diese Akteur*innen entweder zu Nationalmusiker*innen ‚avant la lettre‘ erklärten oder zu reinen Rezipient*innen europäischer Kunstmusik marginalisierten. Ziel ist es, die Musiklandschaft Europas zu ‚provinzialisieren‘ und auf diese Weise neue Perspektiven auf die Geschichte der kulturellen Globalisierung zu eröffnen.

Im Sinne einer globalen Mikrogeschichte werden die konkreten Lebens- und Arbeitswelten ausgewählter kubanischer Musiker*innen in den Blick genommen, die sowohl in Kuba als auch Europa tätig waren. So lassen sich nicht nur die Bedingungen und Möglichkeitsräume für den Musiker*innenberuf, sondern auch die Triebkräfte einer transatlantischen Musikwelt im 19. Jahrhundert untersuchen. Das Projekt fragt in diesem Kontext nach dem Einfluss von Ökonomisierung, Professionalisierung, Rassismus, Emanzipation, Dekolonisation und Nationalismus auf die Prozesse kultureller Globalisierung.