Ringvorlesung "Kleinkredite in Geschichte und Gegenwart"

WS 2018/19, mittwochs 18.00-19.30 Uhr, A702

Kredit und Schulden – die beiden Begriffe meinen dasselbe. Ihre Semantik könnte indes nicht gegensätzlicher sein. Der Kredit assoziiert Glauben und Vertrauen, Schulden hingegen Lasten, die sich in eine Belastung verkehren können. Dass auch Kredite zur Last werden können implizieren Epitheta wie „faule Kredite“ oder "Kredithaie". Dennoch: ohne Kredit ist Wirtschaften undenkbar, gestern wie heute. Und dieses „Gestern“ reicht weit, sehr weit zurück. Über die Geschichte des Kleinkredits ist wenig bekannt. Er folgt anderen Gesetzen als der stark normierte Geschäftskredit; Regeln, die je nach Raum, Zeit und Milieu unterschiedliche Gestalt annehmen (können). In der vormodernen Welt bildet der Kleinkredit die kulturelle Grundlage allen Wirtschaftens, der soziale Kitt, der Gesellschaften in Ketten der Verbindlichkeit zusammenschweißt. Kaum jemand bezahlte bar; Barzahlen scheint eine moderne Kulturpraxis zu sein, die sich hartnäckig gegen Kreditkarte und Smartphone behauptet. Die vormodernen Kleinkredite flossen von Person zu Person. An die Stelle von Personen traten im Verlauf der Moderne Institutionen, die schwierigere Verhandlungspartner sein können als Personen. Es kommt allerdings ganz darauf an, welche Person gemeint ist. Diese vielfältigen Formen von Kleinkrediten in Geschichte und Gegenwart sollen im Fokus der Ringvorlesung stehen, in der sich praktische und theoretische Zugänge aus der Praxis und der Wissenschaft (Ethnologie, Geschichte, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft) ablösen. Die Ringvorlesung soll dazu einladen, über die sozialen und kulturellen Dimensionen des Kreditgebens und Schuldenmachens nachzudenken. Sie wird gemeinsam von Juniorprofessorin Dr. Laura Rischbieter und Prof. Dr. Gabriela Signori veranstaltet.

Das Programm der Ringvorlesung können Sie hier herunterladen.

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