Nachruf auf Prof. Dr. Helmut Maurer

Am 29. Dezember 2018 verstarb mit Prof. Dr. Helmut Maurer einer der gründlichsten Kenner der südwestdeutsch-schweizerischen Landesgeschichte des Mittelalters.

Helmut Maurer wurde am 3. Mai 1936 in Donaueschingen geboren; nach dem Abitur in Emmendingen studierte er von 1956 bis 1963 in Freiburg im Breisgau Geschichte, Ur- und Frühgeschichte, Geographie, Germanistik, Soziologie und Politikwissenschaft. Nach seiner Promotion bei Gerd Tellenbach wirkte er beim Deutschen Historischen Institut in Rom an der Bearbeitung des Repertorium Germanicum mit; dann absolvierte er im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und in der Archivschule Marburg eine Ausbildung für den höheren Archivdienst. 1966, im Gründungsjahr der Universität, übernahm Maurer die Leitung des Konstanzer Stadtarchivs, die er – seit 1978 im Range eines Direktors – bis zu seiner Pensionierung 2001 innehatte. 1968 wurde er in den Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte berufen, zudem 1972 in die Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg.

Als Präsident des Bodensee-Geschichtsvereins initiierte Maurer 1974 gemeinsam mit Joachim Stoltzenburg, dem Direktor der Universitätsbibliothek, die „Bodensee-Bibliographie“, die der Verein bis 2001 drucken ließ und die seither als „Euregio-Bodensee-Datenbank“ weitergeführt wird. 1981 ernannte ihn die Universität zum Honorarprofessor für mittelalterliche Geschichte; aus seiner Antrittsvorlesung über „Schweizer und Schwaben, ihre Begegnung und ihr Auseinanderleben am Bodensee im Spätmittelalter“ erwuchs ein vielzitiertes Büchlein. Von da an führte er Generationen von Studenten an das Studium der mittelalterlichen Geschichte heran, indem er jeweils im Winter das Lesen von Originalquellen praktisch einübte und im Sommer ein Seminar zur Landesgeschichte anbot, stets verbunden mit meist mehrtägigen Exkursionen, die von zahlreichen Ehemaligen zu den Höhepunkten ihrer Studienzeit gezählt werden. Er betreute elf Dissertationen und nahm noch im Ruhestand akademische Abschlussprüfungen ab. 2017 wurde ihm eine Festschrift gewidmet, in der sein Wirken als Forscher und Hochschullehrer ausführlich gewürdigt ist; seine dort abgedruckte Bibliographie umfasst 38 Seiten.

Mit Helmut Maurer verliert Konstanz einen profilierten Historiker; seine Güte und Hilfsbereitschaft werden allen, die je mit ihm zusammenwirken durften, in dankbarer Erinnerung bleiben.

Harald Derschka