Geschichte und Gegenwart

Podiumsdiskussionen zur Geschichte aktueller Themen

Derzsi Elekes Andor - Own work, CC BY-SA 4.0

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Die Veranstaltungsreihe fragt anhand ausgewählter Themen danach, was unsere Gegenwart im Lichte der Geschichte ausmacht. Nach der Geschichte der Gegenwart zu fragen, bedeutet, aktuelle Themen aufzugreifen und mit historischem Sachverstand danach zu fragen, was unsere Zeit von vergangenen Epochen unterscheidet und welche zur der Gegenwart ähnlichen historischen Konstellationen sich identifizieren lassen. Es heißt aber auch danach zu fragen, welche historischen Bruchlinien uns von der Vergangenheit trennen. Im Dialog mit dem Publikum wollen wir einerseits danach fragen, wie die Gegenwart als Zeit möglicher Veränderung, als Ort von Neuanfängen zu denken ist. Andererseits gilt es zu bedenken, ob dabei Lehren aus der Geschichte gezogen werden können und welche historischen Traditionen in die Gegenwart hineinragen.


Frank M. Rafik (Flickr) CC BY-NC-SA 2.0

Veranstaltungen im Sommersemester 2018

Die Veranstaltungen finden jeweils um 19 Uhr in Hörsaal A 701 der Universität Konstanz statt und stehen allen Interessierten offen.


25. April - Rechtsruck. Populismus zwischen Mobilisierung und Institutionenverachtung

Große Teile der Welt sehen sich seit einiger Zeit mit erstarkendem Nationalismus und Rechtspopulismus konfrontiert. Mit Blick in die Geschichte stellt sich die Frage, ob, wann und warum es vergleichbare Wellen des Rechtspopulismus im 19. und 20. Jahrhundert gegeben hat. Auch die Frage nach dem Verständnisgewinn durch den Populismusbegriff muss aufgeworfen werden. Demokratien leben davon, dass in ihnen das Volk über sich selbst regiert. Doch auf welche Weise kann die komplexe historische Dynamik verstanden werden, in denen autoritäre Regime sich den „Willen des Volkes“ zu Eigen machen? Im Blickpunkt stehen nationale Entwicklungen und grenzüberschreitende Verflechtungen, Mobilisierung „von unten“, Konsolidierung autoritärer Herrschaft „von oben“ sowie die schlichte Ablehnung liberal-demokratischer Prinzipien und Versuche ihrer rechten Umdeutung.

Es diskutieren PD Dr. Jörn Happel (Historiker an den Universitäten Basel und Konstanz), Prof. Dr. Philip Manow (Politikwissenschaftler an der Universität Bremen), Prof. Dr. Sven Reichardt (Professor für Zeitgeschichte an der Universität Konstanz) und PD Dr. Martina Steber (stellvertretende Leiterin der Forschungsabteilung München am Institut für Zeitgeschichte). Moderiert wird der Abend vom Journalisten Dr. Johan Schloemann (Süddeutsche Zeitung).

16. Mai - 50 Jahre "68": Mythos und Wirkung

Die Zeit, in der Studentenbewegung und linksalternative Politikformen hochgeschätzt wurden und die Veteranen voller Stolz über ihren rebellischen Geist und freiheitlichen Aufbruch sprachen, scheint längst vorbei. Wurden die Studentenbewegung und ihre Folgen 1988 noch als Bruch mit der „bleiernen“ Zeit der 1950er Jahre gesehen, dominieren seit Anfang der 2000er Jahre Zuschreibungen wie Gewalt, totalitäres Denken, altlinker Moralismus und neoliberale Selbstausbeutung die Erinnerung an 1968. Aus Anlass des 50jährigen Gedenkjahres diskutieren wir die Geschichte dieser Interpretationen von „1968“ und spüren dabei den sich verändernden (politischen) Selbstverständigungs- und Gegenwartsdiagnosen der Bundesrepublik nach.

Es diskutieren Prof. Dr. Aleida Assmann (Literatur- und Kulturwissenschaftlerin an der Universität Konstanz), Dr. Gerd Koenen (Publizist und Autor von "Das Rote Jahrzehnt"), Prof. Dr. Sven Reichardt (Professor für Zeitgeschichte an der Universität Konstanz) und Prof. Dr. Wolfgang Seibel (Politik- und Verwaltungswissenschaftler an der Universität Konstanz). Moderiert wird die Diskussion vom Journalisten Stefan Reinecke (taz).

4. Juli - Kapitalismuskritik, soziale Ungleichheit und die Spaltung der Gesellschaft

Nie scheinen die Zeiten für Kapitalismuskritik besser gewesen zu sein als nach der Finanzkrise 2008 und im Zeichen von Globalisierung und Neoliberalismus. Und doch hat auch die Kapitalismuskritik eine Geschichte. Im Gegensatz zu den politischen Versprechen transatlantischer Demokratien von Gleichheit und Prosperität produzierte das Ökonomische Ungleichheit und Entfremdung. Ein Blick zurück zeigt zudem, dass im Zuge wirtschaftlicher Schocks radikale Demagogen auftreten und nationale Abschottungspolitik einfordern. Ist die gegenwärtige Krise der Demokratie auch das Ergebnis eines liberal legitimierten Kapitalismus? Wie lässt sich soziale Gerechtigkeit in einer globalisierten Welt denken und umsetzen?

Es diskutieren Dr. Katharina Bodirsky (Ethnologin an der Universität Konstanz), Prof. Dr. Sven Jochem (Politikwissenschaftler an der Universität Konstanz), Dr. Boris Loheide (attac, Frankfurt am Main), Prof. Dr. Laura Julia Rischbieter (Professorin für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Konstanz) und Prof. Dr. Jakob Tanner (Historiker an der Universität Zürich mit Schwerpunkt Wirtschaftsgeschichte). Moderiert wird die Diskussion vom Historiker Prof. Dr. Clemens Wischermann (Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Konstanz).

Thomas Altfather Good (Wikimedia Commons) CC BY-SA 4.0

VeranstalterInnen und UnterstützerInnen

"Geschichte und Gegenwart" ist eine Veranstaltungsreihe von PD Dr. Jörn Happel, Dr. Peter Krause, Prof. Dr. Anne Kwaschik, Prof. Dr. Sven Reichardt, Prof. Dr. Laura Julia Rischbieter, Prof. Dr. Wolfgang Seibel, PD Dr. Martina Steber und Prof. Dr. Clemens Wischermann. Sie wird unterstützt durch die Dr. August und Annelies Karst Stiftung und den Verein der Ehemaligen der Universität Konstanz e.V. (VEUK).